Den gemeinsamen Online-Servicebereich für Führungskräfte "Mein KDFB intern" von KDFB Landesverband Bayern und KDFB Bundesverband finden Sie auf frauenbund.de.

Menü

Interview mit zwei Familienfrauen

Rebecca Britz und Angela R.-G. im Gespräch

Rebecca Britz (l.) und Angela R.-G. (r.) im Gespräch. Foto: Stefanie Peters

09.07.2025

Ein Interview mit KDFB-Frau Angela R.-G. und ihrer Schwiegertochter Alice G. geführt von Rebecca Britz.

RB: Hallo Angela, hallo Alice! Vielen Dank, dass Sie beide sich zu diesem Gespräch bereit erklärt haben. Unser Oberthema in den gemeinsamen Seiten der „engagiert“ ist die kritische Auseinandersetzung mit Frauenrollenbildern vor dem Hintergrund des Tradwife Trends.

Haben Sie schon einmal davon gehört, bzw. was verstehen Sie darunter?

Alice G.: Ich persönlich habe noch nicht vom Tradwife Trend gehört. Aber wenn es um Begrifflichkeiten geht, finde ich die Begriffe Familienorganisatorin oder Familienmanagerin besser als Hausfrau. Aus meiner Sicht macht eine Frau heute viel mehr als nur am Herd stehen.

Angela R.-G.: Der Begriff Tradwife gefällt mir nicht, er ist fast wie ein Schimpfwort. Ich verbinde damit zum Beispiel etwas zu kochen, was dem Mann gut schmeckt. Ich koche schon zu einer bestimmten Uhrzeit und auch so, dass es schmeckt. Aber es ist nicht so, dass ich nicht flexibel bin oder dass es das einzige Ziel ist, meinen Mann zu versorgen und ihm zu gefallen.

Alice G.: Ich stehe auch nicht top gestylt am Herd. Manchmal koche ich auch noch im Schlafanzug. Mein Alltag richtet sich da sehr nach den Kindern. Aber es gibt viel Gleichberechtigung in unserer Familie, denn auch der Papa guckt nach unseren Kindern.

RB: Sie haben sich beide – gemeinsam mit ihren jeweiligen Partnern – zumindest zeitweise für ein Einverdienermodell (später für ein Zuverdienermodell) entschieden, in dem Sie die Rolle der Person übernehmen, die nicht erwerbstätig ist, sondern für den Haushalt, die Kinder und die Organisation des Familienlebens sorgt, während Ihr Partner die Rolle der erwerbstätigen Person übernimmt. Was war bei Ihrer Entscheidung wichtig?

Alice G.: Es ist heute immer noch bei vielen (heterosexuellen) Paaren so, dass der Mann mehr verdient. Ich bin gelernte Konditorgesellin, da verdient man recht wenig. Daher war es für uns klar, dass mein Mann weiter arbeiten geht. Außerdem wollte ich auch in den ersten Jahren komplett zuhause bleiben und unsere Kinder erst ab drei Jahren zur KiTa bringen.

Einmal in der Woche gehe ich einer kleinen Nebentätigkeit nach und verdiene mir etwas dazu. Das ist ein Stück Unabhängigkeit für mich und gut fürs Gefühl.

Angela R.-G.: Wir hatten gute finanzielle Startbedingungen in unserer Ehe. Wir konnten mietfrei, in der Wohnung meiner früh verstorbenen Eltern, wohnen. Und das Grundstück, auf dem unser Haus steht, erbte mein Mann von seiner Mutter.

Und das hat meine Entscheidung, nach meiner Ausbildung und ersten Berufstätigkeit als Familienfrau zu Hause zu arbeiten, natürlich begünstigt.

Alice G.: In unserer Generation ist es schwieriger, ein Haus zu bauen. Es ist ein Privileg, dass nur einer voll erwerbstätig ist.

Angela R.-G.: Trotzdem hätte ich lieber meine Eltern weiterhin gehabt.

Alice G.: Ich habe auch das Gefühl, dass Männer nicht so das Gespür für die Organisation einer Familie haben. Jede und jeder hat so seine Aufgaben.

RB: Ist das nicht ein Vorurteil gegenüber Männern?

Alice G. (lacht): Ja, vielleicht muss man ihnen mehr zutrauen. Mein Mann geht zum Beispiel auch einfach mal mit unserer Tochter spazieren.

Angela R.-G.: Das hat mein Mann damals zum Beispiel nicht gemacht. Er hat unsere Kinder als sie etwas älter waren eher mal zu einer bestimmten Aktivität draußen mitgenommen, zum Rasenmähen oder um etwas zu bauen. Er hat mehr Verantwortung übernommen als sie laufen und sprechen konnten.

Und um Ihre erste Frage zu beantworten, wie wir uns für unser Modell entschieden haben: Es war ein Prozess, eine stille Einigung. Wir haben nicht darüber gesprochen. Es hat vielleicht auch etwas mit unseren Ursprungsfamilien zu tun. Ich habe es auch so zuhause erlebt. Meine Mutter war schon berufstätig, aber mit Heirat hat die Erwerbsarbeit aufgehört. Mir persönlich war damals auch wichtig, die einzelnen Entwicklungsschritte unserer Kinder vor allem in den ersten drei Jahren mit zu erleben und die Bindung zwischen den Kindern und mir zu stärken. Auch durch den Beruf meines Mannes, der ja 12 Stunden am Tag weg war, fiel mir die Aufgabe im Haushalt zu. Es hätte mich überfordert, da dauerhaft noch eine Berufstätigkeit unterzubringen.

RB: Es war für Sie also für Sie beide eine Mischung aus äußeren Umständen und freier Entscheidung?

Angela R.-G.: Ja. Und ich würde nichts anders machen. Damals war es negativ besetzt, wenn die Frau arbeiten gegangen ist. Man nannte das „Selbstverwirklichung“. Es war abwertend gemeint im Sinne von Egoismus. Das ist heute zum Glück nicht mehr so. Aber ich muss sagen, es entsprach einfach meiner Persönlichkeit, zu Hause zu sein. So habe ich mich selbst verwirklicht. Ich sorge gerne, ich beschütze gerne. Daher hatte ich auch eher die beschützende Rolle, mein Mann hat die Kinder eher mal rausgeschickt. Wir haben immer gesagt, er ist der Außenminister und ich bin die Innenministerin.

Für mich war das gut so, aber ich möchte das keiner anderen Frau überstülpen. Es soll in Freiheit entschieden werden können, ohne nach richtig oder falsch zu bewerten.

RB: Sie haben gemeinsam, dass sie sich dafür entschieden haben, in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder Vollzeit als Familienfrauen zu arbeiten. Welche Unterschiede sehen Sie beide zwischen Ihren Familien bzw. Teilfamilien?

Alice G.: Mein Mann bringt sich schon sehr in die Erziehung ein. Er ist auch zwei Tage im Home Office.

Angela R.-G.: Ich merke schon, dass meine Enkelkinder ein anderes Verhältnis zu ihrem Papa, meinem Sohn, haben. Das ist ein Unterschied. Mein Mann ist Industriemechaniker. Er ist jeden Tag früh zur Arbeit gegangen und kam spät heim. Mein Sohn übernimmt da mehr Verantwortung. Er kann mehr Zeit mit den Kindern verbringen und das genießt er sehr. Er hilft aktiver im Haushalt mit.

Für uns war es früher wichtig, einen strukturierten Tagesablauf zu haben. Es gab feste Abläufe und Zeiten. Alice macht es individueller. Sie stellt sich auf den Rhythmus der Kinder ein.

RB: Ich würde gerne noch ein bisschen über das Thema Finanzen mit Ihnen sprechen…

Alice G.: Bei uns ist es zum Beispiel so, dass ich jeder Zeit auf unser Geld zugreifen kann. Wir haben auch gewisse Vorkehrungen getroffen und eine Lebensversicherung abgeschlossen. Mein Mann hat außerdem eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Angela R.-G.: Ich musste meinen Mann nie um Geld fragen. Ich hatte immer den Zugang zum Konto und hatte die freie Verfügung darüber. Über Anschaffungen haben wir uns gemeinsam abgestimmt. Außerdem haben wir eine Risikolebensversicherung. Da ist der Beitrag sehr gering, wenn man früh anfängt.

Alice G.: Was ich nicht gut finde, ist, dass die Arbeit der Frau zu Hause mit den Kindern nicht entlohnt wird. Mir hätte es gut gefallen, wenn die Person, die im Verdienst ausfällt für die Kinderbetreuung und -erziehung, trotzdem Rentenpunkte bekommt.

Angela R.-G.: Die Begründung, dass junge Mütter nach der Geburt schnell wieder arbeiten gehen, um nicht in Altersarmut zu fallen, ist auch kein gutes Argument. Es sollte anders sein. Es sollte eine individuelle und freie Entscheidung sein; frei von dem äußeren Zwang und der Angst vor Altersarmut. Heute kommt aus der Politik eher das Signal der Fremdbetreuung. Man muss sich mehr rechtfertigen, wenn man zu Hause bleibt als Frau mit Kindern. Umgekehrt musste man sich früher mehr rechtfertigen als Frau, wenn man gearbeitet hat.

RB: Warum müssen sich eigentlich nur die Frauen rechtfertigen, nicht die Männer?

Angela R.-G.: Ja, warum gibt es keinen Begriff für Männer, die arbeiten, so wie Hausfrau für Frauen? Männer, die zuhause bleiben, werden leider auch eher komisch angesehen.

KDFB Icon
Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 130.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche ein.
Folgen Sie uns!
© 2025 | Katholischer Deutscher Frauenbund Diözesanverband Trier e.V.